„Das Leben ist bezaubernd, man muss es nur durch die richtige Brille sehen“
Mehr als 950 Millionen Menschen weltweit leiden an einer behebbaren Fehlsichtigkeit. Sie bräuchten eine Brille, können sich aber keine leisten oder haben gar keinen Zugang zu augenoptischer Versorgung. Die Folgen: Kinder können schlecht lernen, Erwachsene keine qualifizierte oder auch gar keine Arbeit ausüben und ihre Familien nicht ernähren. Der dadurch entstehende globale Einkommensverlust beträgt laut einer Studie der WHO von 2019 jährlich über 269 Mrd. USD.
Seit der Gründung 2012 widmet sich der EinDollarBrille e.V. engagiert der Lösung dieses Problems: Ausgehend von der Konstruktion einer einfachen Biegemaschine für Brillengestelle durch den Gründer Martin Aufmuth, ist der Verein inzwischen auf mehr als 280 Angestellte in aktuell 10 Programmländern, 35 Festangestellte und eine Vielzahl an ehrenamtlich Tätigen in Deutschland angewachsen welches das Ziel: eine augenoptische Grundversorgung für alle Menschen weltweit, verfolgen. Dazu gehören neben der Versorgung mit Brillen, Sehtests und der Ausbildung von einheimischen Mitarbeitenden auch Aufklärungsarbeit sowie die internationale Vernetzung mit Partnern.
Die Brille wird heute in Afrika, Lateinamerika und Asien produziert und der Qualitätsstandard muss überall der gleiche und vor allem gleichbleibend sein. Um diesen Qualitätsstandard kontinuierlich einhalten zu können, bedarf es bei den Linsen Stichprobenprüfungen innerhalb der Produktions- und Lieferkette, bevor die Linsen in die Projektländer gegeben werden.
Die Materialkosten einer Brille liegen bei rund einem US-Dollar, daher auch der Vereinsname. Der Brillenrahmen besteht aus einem flexiblen Federstahldraht und bunte Perlen runden ein schickes Design ab. Mittels Biegemaschinen können Brillen in unterschiedlichen Größen hergestellt werden. Durch ein simples Baukastensystem werden Kunststoffgläser in den Stärken von -10,0 bis +8,0 Dioptrien mit nur einem Handgriff in den Rahmen eingeklickt.
Harrandt-Mitarbeiter Markus Wöhrbach, stellvertretender Abteilungsleiter der Entwicklung, ist zufällig durch einen Flyer auf den Verein EinDollarBrille aufmerksam geworden und hat nicht lange gezögert und Kontakt aufgenommen. „Bei so einem großartigen Projekt muss Harrandt seine Expertisen in einer Form einbringen können“, sagte Markus Wöhrbach.
Im vergangenen Dezember haben wir daraufhin Dr. Uwe Schüller und Udo Ulrich, beides Biegetrainer und Maschinenkoordinatoren, von EinDollarBrille bei uns im Hause begrüßen dürfen. Neben dem ersten persönlichen Kennenlernen stand vor allem das „Wie“ für uns im Fokus. Wie können wir EinDollarBrille positiv, nachhaltig und zuverlässig unterstützen?
Im Gesprächsverlauf hat sich herauskristallisiert, dass sowohl an das Gestell als auch die Linsen Genauigkeitsanforderungen im hundertstel Millimeterbereich gestellt sind. Durch sein tiefes technisches Verständnis konnte Valery Andreas, Produktionsleiter bei Harrandt, die Möglichkeiten der spanenden Fertigung aufzeigen, um sogenannte Linsenlehren herzustellen. Auch Dr. Uwe Schüller und Udo Ulrich waren der Meinung, „dass insbesondere die hohen Genauigkeitsanforderungen durch Harrandt erreicht werden können.“ Weg vom messenden Linsen-Prüfverfahren, hin zur lehrenden Prüfung. Mithilfe der von Harrandt gefertigten Linsenlehren können nun zeitaufwändige und fehlerbehaftete messende Prüfungen ersetzt werden. Nachdem das erste Muster der Linsenlehre von Harrandt an EinDollarBrille gesendet wurde, hat die Beauftragung 6 weiterer Linsenlehren nicht lange auf sich warten lassen. Da für die Einhaltung der Qualitätsstandards besonderer Fokus auf den Fertigungstoleranzen liegt, wurden die Linsenlehren 3D-Vermessen und protokolliert. Nachdem die Messergebnisse vorlagen, sagte René Freiherr von Künßberg, EinDollarBrille Leiter Abteilung Optik, Produktion und Logistik, „alle Toleranzen konnten in der Produktion beachtlich exakt eingehalten werden, sodass wir die Lehren zur Qualitätssicherung verwenden können“.
Was uns besonders freut, ist nicht zuletzt der positive Zuspruch zu den Linsenlehren, vielmehr ist es die Wahrnehmung von Dr. Uwe Schüller und Udo Ulrich, dass Harrandt großes Interesse an der Arbeit und dem Produkt des Vereins EinDollarBrille zeigt und dabei die möglichst langanhaltende positive Wirkung im sozialen als auch gesellschaftlichen Bereich des Vereins unterstützen möchte. Für die Zukunft gibt es bereits die Perspektive der weiteren Zusammenarbeit. An dieser Stelle möchten wir uns für das entgegengebrachte Vertrauen des Vereines EinDollarBrille bedanken.